Der Beitrag wurde von http://www.lektorat-magazin.ch/ zur Verfügung gestellt.
Die systematische Literaturrecherche sowie die Auswertung von Fachliteratur gehören zum Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten unbedingt dazu. Die während der Recherche gefundenen Angaben unterstützen bei der Gliederung wie auch beim Verfassen des Textes. Zudem verhelfen die Informationen zu einem breiten Basiswissen im jeweiligen Thema, wodurch eigene Erkenntnisse und auch Ergebnisse abgesichert oder auf ein neues Level gebracht werden.
Nach der Wahl des Themas zur Diplom-, Bachelor-, Master- oder der Doktorarbeit und der Erstellung einer Grobgliederung, geht es als Nächstes an die Literaturrecherche. In der Regel geben Dozenten oder auch der Doktorvater Empfehlungen zur Literaturrecherche. Für eine wirklich eigenständige Arbeit wird dies aber nicht ausreichen. Der erste Anlaufpunkt ist natürlich die Haupt- und die Fachbibliothek der eigenen Universität. Welche weiteren Quellen sich noch erschließen lassen, und wie sich die Literaturrecherche am besten organisieren lässt, wird in den folgenden 7 Punkten dargelegt.
1. Unbedingt notwendig – das eigene Literaturverzeichnis
Organisation ist alles. Heute bieten sich eine Vielzahl unterschiedlicher Quellen an, um Informationen zur selbst verfassten Arbeit zu erhalten. Diese Quellen stehen an unterschiedlichen Standorten zur Verfügung und sind sicher nicht jederzeit in unmittelbarer Nähe greifbar. Darum und auch für den Quellennachweis in der fertigen Arbeit ist ein persönliches Literaturverzeichnis ein absolutes Muss.
Jedes Buch, jede Online-Quelle und jede zur Hilfe genommene Dokumentation ist in diesem Literaturverzeichnis hinterlegt. Das kann ein Karteikasten sein oder eine Excel-Liste genauso wie spezielle Literaturverwaltungsprogramme, etwa Zotero, Citavi oder Mendeley. Da meist nur ein bestimmter Absatz einer Quelle von Interesse ist, deren einfaches Herauskopieren jedoch den Kontext zerstören könnte, sollte der Ursprung wie auch die Seite und in Stichworten der benötigte Inhalt verzeichnet sein. Bei öffentlichen Bibliotheken oder einer Universitätsbibliothek gehören auch Öffnungszeiten und Ausleihbedingungen dazu.
2. Der Zeitplan
Abgesehen von Dissertationen, für deren Abfassung mitunter 2 bis 5 Jahre vergehen, bewegen sich die vorgegebenen Zeiträume für Diplom-, Master- und Bachelorarbeiten in einem wesentlich engeren Korsett. Darum sollte der oder die Verfasserin sich selbst Vorgaben machen, wie lange welcher Abschnitt dauern darf, um die Arbeit rechtzeitig und vollständig abgeben zu können.
Nachfolgend hierzu Beispiele, wobei dies nicht bindend und vom gewählten Thema abhängig ist. Dementsprechend können sich die Zeitblöcke verschieben.
- Bachelor: Literaturrecherche 2 bis 3 Wochen, Literaturauswertung 2 bis 3 Wochen, Verfassen der Arbeit 4 bis 6 Wochen
- Master: Recherche 4 bis 6 Wochen, Auswertung 6 bis 8 Wochen, Schreiben 10 bis 12 Wochen
- Diplomarbeit: Literatursuche 4 bis 6 Wochen, Auswertung 6 bis 8 Wochen und das Niederschreiben der Arbeit 10 bis 12 Wochen.
Natürlich kann auch für eine Dissertation oder Doktorarbeit ein solcher Zeitrahmen erstellt werden. In der Realität wird sich dies jedoch kaum 1:1 umsetzen lassen. Dafür ist der Rechercheaufwand sowie die Auswertung in der Regel zu aufwendig und unterliegt meist einem andauernden Prozess der Neubewertung, der erneute Recherche und Bearbeitung notwendig machen.
3. Der Grad der persönlichen Klausur
Die Suche nach der richtigen Literatur erfolgt üblicherweise im öffentlichen Raum, die Möglichkeiten der Ablenkung sind folglich reichlich gegeben. Trotzdem sollte der Versuch unternommen werden, für den gesamten Zeitraum zur Erstellung der wissenschaftlichen Arbeit den Grad der Ablenkung weit wie möglich herunterzufahren. Allerdings sollte es auch nicht übertrieben werden. Jede besondere Situation, die einen relativ langen Zeitraum umfasst, sollte ein Belohnungssystem beinhalten, das den Kopf von Zeit zu Zeit wieder frei macht. Wenn ein Kunstmaler ein Bild erschafft, tritt er immer mal wieder zurück, um das Gesamtwerk zu betrachten und sich so nicht im Detail zu verlieren. Dieses Prinzip des zeitweiligen Innehaltens kann ebenso auf die Literaturrecherche und die nachfolgende Texterstellung zur Erlangung eines akademischen Grades angewandt werden.
4. Von heute nach gestern oder das Schneeballsystem
Abgesehen von den Quellen zur Literaturrecherche ist es sinnvoll, für die eigene Arbeit möglichst neue Publikationen zu verwenden. Gerade wissenschaftliche Bücher, Dokumentationen oder Aufsätze werden oft regelmäßig überarbeitet und entsprechen in der aktuellen Ausgabe dem Stand der Dinge. Ein Fachbuch, das bereits 20 Jahre unverändert auf dem Markt ist, wird vielleicht in vielen Punkten überholt sein.
Ein weiterer Vorteil hierbei ist, dass die Quellverweise neuerer Arbeiten wiederum zu zwar etwas älteren Werken führen, diese aber durchaus Aktualität besitzen können und weiteres Material für die Stoffsammlung beinhalten. So baut sich eine Literatursammlung ähnlich einem Schneeball auf. Wer jedoch nur mit Quellverweisen anderer Arbeiten auf Literaturrecherche geht, läuft Gefahr, eingleisig zu fahren, da die Verfasser meist nur Quellen nennen, die ihren eigenen Ansichten entsprechen. Wenn bei der Literaturrecherche immer wieder nur ein oder zwei Namen auftauchen, kann dass ein Alarmsignal sein. Darum darf die Literaturrecherche mittels Quellverweis nur ein Teil der Suche sein.
5. Online-Datenbanken für wissenschaftliche Aufsätze
Eingangs wurde bereits die Universitätsbibliothek als Recherchequelle genannt. Meist kann über diese Bibliothek auch ein Zugang zu Datenbanken mit wissenschaftlichen Aufsätzen genutzt werden. Aufsätze zu wissenschaftlichen Themen sind die aktuellsten Informationen, die zu finden sind. Den Anfang macht jedoch OPAC, der Online-Katalog der Uni-Bibliothek. Hier können mittels entsprechender Schlagwörter und deren Synonyme die gewünschten Arbeiten entdeckt werden. Das geht übrigens auch von Zuhause: Über Google durch die Angabe der Bibliothek und dem Zusatz OPAC.
6. Bibliografien nutzen
Bibliografien sind Verzeichnisse von Literaturnachweisen, die fach- und themenbezogen zusammengestellt sind. Zudem umfassen die einzelnen Bände der Bibliografien immer einen bestimmten Zeitraum, meist ein Jahr. Das erleichtert die Suche nach neuester Literatur ungemein. Bibliografien sind entweder in gedruckter Form in der Universitätsbibliothek oder online, dann aber meist nur über den Uni-Server, zugänglich.
7. Das Internet als Recherchequelle
Wikipedia kann ein Anfang sein. Neben unzähligen Artikeln zu jedem nur denkbaren Thema finden sich dort zudem Literaturhinweise. Das normale Google ist für eine intensive Literaturrecherche nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss.
Metasuchmaschinen sind hierbei vorteilhafter. Metager ist eine solche Suchmaschine, aber auch Google Scholar ist sehr hilfreich. In der englischsprachigen Suchmaschine CiteSeer sind über 720.000 wissenschaftliche Dokumente hinterlegt, Schwerpunkt hierbei ist die Informationstechnologie.
Bei allen entdeckten Quellen zur Literaturrecherche ist es wichtig, dass die dort angegebenen Inhalte auch stimmen. Je näher ein Werk am wissenschaftlichen Forschungsbetrieb angekoppelt ist, desto höher ist dessen Glaubwürdigkeit. Andere Schriften müssen sehr genau geprüft werden, ob deren Inhalte der Wahrheit entsprechen, was wiederum erheblich Zeit kosten kann.
Bleibt noch der Hinweis, das Copy & Paste am einfachsten ist, aber heute genauso einfach entdeckt werden kann.
Schreibe einen Kommentar